Am 27. Januar 2023 jährt sich zum 78. Mal die Befreiung des KZ-Auschwitz. Seit 1996 ist dieser Tag durch Verkündigung des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ein nationaler Gedenktag in Deutschland. An diesem Tage wird an alle Opfer erinnert:
„Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Handicap, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Kriegsgefangene und Deserteure, Greise und Kinder an der Front, Zwangsarbeiter und an die Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.“
Seit Jahren schon tragen die weiterführenden Schulen in Wildeshausen die Verantwortung für das Erinnern an diesem Tage. Und die Antwort, warum die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen dieses Gedenken organisieren und begleiten, findet sich in der Begründung des damaligen Bundespräsidenten für diesen Tag:
„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“
Und am 27.01.2015 ergänzte der damals amtierende Bundespräsident Joachim Gauck: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz. Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sachealler Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes. Und es bleibt etwas Spezifisches: hier in Deutschland, wo wir täglich an Häusern vorbeigehen, aus denen Juden deportiert wurden; hier in
Deutschland, wo die Vernichtung geplant und organisiert wurde; hier ist der Schrecken der Vergangenheit näher und die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft größer und verpflichtender als anderswo.“
Verantwortung – das ist das zentrale Wort. Wir, die Menschen, die an den Wildeshauser Schulen und damit auch an unseren berufsbildenden Schulen lernen, lehren und arbeiten, tragen keine Schuld am Holocaust. Aber wir tragen die Verantwortung, dass sich solch ein staatlich organisiertes Morden nicht wiederholt. Und man muss ergänzen: Staatliches Morden setzt immer eine aktive und/oder eine passive Beteiligung der Bevölkerung voraus. Und dieses ist auch Wildeshausen und den Gemeinden des Landkreises Oldenburg nicht fremd, wie die Geschichte zeigt. Und ein Blick in die Welt zeigt, dass der Mensch immer gefährdet ist, Untaten zu begehen. Auch das ist eine Lehre aus Auschwitz: Man kann liebender Vater und Massenmörder zugleich sein, wie das Beispiel des Auschwitzkommandanten Rudolf Höß uns lehrt.
Verantwortung zeigen, das erfordert einen moralischen Kompass. Für diesen bedarf es Schulbildung auf der einen Seite und Herzensbildung auf der anderen Seite. Und daran arbeiten wir als Schulgemeinschaft - heute und morgen!